Landete irrtümlich in einer Überschrift: Wiens einstiger Bürgermeister Michael Häupl.

Foto: Heribert Corn

Wir bedauern! "Vermurkst" ist die Fehlerkolumne des STANDARD, in der wir unsere publizistischen Missgeschicke anzeigen.

Doris Priesching und Sebastian Fellner

Foto: der standard

Der erste Satz. Über ihm brüten wir besonders oft. Denn er soll so spannend sein, dass unser Publikum auch den Rest eines Artikels unbedingt lesen will. Das verleitet zu Zuspitzungen, die mitunter das Zeug dazu haben, eine differenzierte Geschichte in ein schiefes Licht zu rücken. Genau das ist uns bei einer Analyse der Motivation von FPÖ-Wählerinnen und FPÖ-Wählern passiert: "Es sind vielleicht nicht die hellsten Köpfe, die die FPÖ wählen", begannen wir den langen Text. Damit war der Schaden schon getan – selbst wenn die Aussage schon im nächsten Satz relativiert und eingeordnet wurde. Grundlage war der niedrige formale Bildungsgrad der blauen Wählerinnen und Wähler. Der lässt natürlich auch nicht auf die Helligkeit dieser Köpfe schließen. Eine schlechte Wahl für einen ersten Satz.

Falscher Michl

Ohne jetzt auf dem Thema herumreiten zu wollen, erinnern wir uns an die legendäre Beschreibung von Wahlkampfzeiten als "Zeiten fokussierter Unintelligenz". Sie stammt vom Wiener Bürgermeister – vom damaligen. Michael Häupl machte den Job sehr lange. So lange, dass wir ihn beim Betiteln einer Kurzmeldung aus der Pension zurückholten: Auch wenn sich der aktuelle Bürgermeister Michael Ludwig ein Ende der Vorsitzdiskussion in der SPÖ wünschte, sprach sich in unserer Überschrift "Häupl gegen ‚unnötige Diskussionen‘" in seiner Partei aus.

Auch sonst könnte man leicht den Eindruck gewinnen, wir wünschten uns in die gute alte Zeit zurück: In einem Kommentar erwähnten wir den teilstaatlichen Mineralölkonzern "ÖMV". Der hat allerdings schon 1995 seine Umlautpunkte verloren und heißt seitdem "OMV". Da sind wir noch in der Umstellungsphase und bitten um Nachsicht.

Einen historischen Murks leisteten wir uns auch, als wir Kazuyoshi Miura zum Kopf des Tages krönten, er ist der älteste Profi-Fußballer der Welt. Um sein Geburtsdatum zu illustrieren, behaupteten wir über den 26. Februar 1967 unter anderem: "Bruno Kreisky war Österreichs Außenminister, Neil Armstrong noch nicht auf dem Mond." Die Sache mit Armstrong stimmt, aber Kreisky war zu diesem Zeitpunkt gerade SPÖ-Chef in Opposition. Außenminister war Lujo Tončić-Sorinj von der ÖVP.

Und eine Parteien-Geschichte noch: Im Vorfeld der Landtagswahl in Niederösterreich vermeldeten wir online, welche Fernsehdiskussionen es dazu gibt und wer dort eingeladen ist. Unsere Liste: "ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne und Noen". Tatsächlich veranstalteten auch die Niederösterreichischen Nachrichten eine Debatte, wir meinten aber nicht die NÖN, sondern die Neos.

Arztnöte

In einem Text über Probleme mit der Sanitäterausbildung ließen wir einen Notarzt Folgendes erzählen: Es gebe in der Steiermark Tage, an denen kein Bezirk mit einem Notarzt besetzt sei. Gemeint war aber: Es gebe Tage, da sei nicht jeder Bezirk mit einem Notarzt besetzt. Schlimm genug, aber in einem Bundesland mit 13 Bezirken ist das kein unwesentlicher Unterschied.

Verwirrung stifteten wir auch in einem Text über Probleme beim Bahn-Güterverkehr. Wir schrieben, "von den 8,5 Millionen Tonnen, die über die Ghega-Strecke geführt werden, ist mit 5,6 Millionen Tonnen (oder 35 Prozent) mehr als die Hälfte Wagenladungsverkehr". Jetzt sind 35 Prozent doch deutlich weniger als die Hälfte, was wir natürlich wissen. Die Zahl bezog sich auf den gesamten Güterverkehr inklusive Lkws. Das angesprochene "mehr als die Hälfte" ist der Wagenladungsanteil am Schienengüterverkehr. (Sebastian Fellner, 14.2.2023)