Bürotower neben Bürotower – so kennt man nicht nur die Skyline von New York. Gewerbeimmobilien stehen derzeit aber oft leer – die dahinter liegenden Kredite könnten zur Belastung für US-Banken werden.

Foto: APF / Leonardo Munoz

Der Fall der Silicon Valley Bank hat gezeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann, wenn eine Bank auf einen Sektor spezialisiert ist. Dass ein Geldhaus sein Risiko auch streuen sollte – und das besser kontrolliert werden sollte –, wurde nach der Finanzkrise 2008/2009 laut diskutiert.

Nun braut sich ein neues Damoklesschwert zusammen. In der Corona-Pandemie haben viele Unternehmen das Homeoffice für sich entdeckt. Viele behalten das bei – oder ermöglichen ihren Mitarbeitern zumindest, dass ein Teil der Arbeitszeit von daheim aus begangen werden kann. Die Folge: Die Nutzflächen von Büros gehen zurück. Das könnte US-Regionalbanken stark treffen, denn sie sind die wichtigsten Kreditgeber für Gewerbeimmobilien.

Bücher sind voll mit Krediten – Gewerbeimmobilien aber leer

Laut einer Analyse der Bank of America halten US-Regionalbanken fast 70 Prozent dieser Kredite in ihren Büchern. Neben Büroimmobilien zählen Kredite für Einzelhändler, Shoppingcenter und Wohngebäude dazu, berichtet das "Handelsblatt". Viele dieser Kredite wurden im Nullzinsumfeld vergeben. Seit vergangenen März ist der US-Leitzins aber auf die Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent gestiegen. Diese Zinslast wiegt schwer. Heuer werden Kredite für Gewerbeimmobilien von rund 450 Milliarden Dollar fällig. Diese "müssen in einem Umfeld refinanziert werden, in dem die Zinsen deutlich höher liegen und die Bewertungen der Immobilien abgenommen haben. Gleichzeitig ist weniger Liquidität im Markt", warnt Scott Rechler, CEO des Immobilienentwicklers RXR, im "Handelsblatt".

Zum Problem wird das auch, weil Nachfrage nach Gewerbeimmobilien gering ist. Die Leerstände in den USA sind aktuell so hoch wie zuletzt in den 1980er-Jahren. Das zeigen Daten der Ratingagentur Moody’s. Es steigt also die Sorge, dass Kredite für Büro- und Gewerbeimmobilien zum neuen großen Problem für die Banken werden könnten.

Sorge in Europa wegen Krediten und Anleihen

Auch in Europa lasten hohe Kredite auf den Banken. Allein die Bankkredite des Privatsektors machen etwa 115 Prozent des BIPs im Euroraum aus, im Vergleich dazu sind es in den USA nur 66 Prozent des BIPs, halten die Experten von PGIM Fixed Income fest.

Ein Beispiel für die Verflechtung zwischen europäischen Banken und den Staaten ist auch der Besitz von Staatsanleihen. Italien ist hier ein mahnender Fall: Mehr als 25 Prozent der italienischen Staatsschulden werden durch italienische Banken gehalten. Das ist eine Schwachstelle für beide Seiten. Gerät die italienische Verschuldung unter Druck, könnte das neue, noch nicht erprobte Transmissionsschutzinstrument (TPI) der EZB zum Einsatz kommen. Italien erfüllt derzeit die Kriterien für die Inanspruchnahme dieser Kreditmöglichkeit (Fazilität), mit der den Risiken einer Fragmentierung der Anleihemärkte in Europa entgegengewirkt werden soll.

Erste Vorschläge deuten darauf hin, dass das TPI in einem Spread-Bereich von 200–250 Basispunkten (BP) ausgelöst werden könnte. Am Montag lagen die zehnjährigen italienischen Renditen 184 BP über jenen der zehnjährigen deutschen Staatsanleihen. Der Druck im Sektor bleibt hoch. (Bettina Pfluger, 1.4.2023)