Superfilm-Produzent John Lüftner: "Die internationalen Streamergiganten werden uns hier in Österreich auch 2023 nicht unaufhaltsam die Tür einrennen."

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Mit dem Anreizmodell, das ab 1. Jänner 2023 für die Filmbranche eingeführt wird, erhofft sich die österreichische Produktionsbranche ein schlagkräftiges Instrument für mehr internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Das neue Fördermodell sieht vor, dass bis zu 35 Prozent der in Österreich investierten Mittel refundiert werden können – für internationale Filmproduktionen ebenso wie im Streamingsektor oder bei heimischen Vorhaben. Herzstück des neuen Modells ist ein nicht rückzahlbarer Zuschuss von 30 Prozent für jedes in Österreich realisierte Projekt, der um weitere fünf Prozentpunkt steigen kann, wenn ökologische Kriterien erfüllt werden. Das System an sich ist im Gegensatz zu den bisherigen Konstruktionen selbst nicht gedeckelt, um das Ausschöpfen von Fördertöpfen im Laufe eines Jahres zu verhindern. In Summe schätzt man die jährliche Fördersumme auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Pro Film liegt der Maximalzuschuss allerdings bei fünf Millionen Euro, pro Serie bei 7,5 Millionen Euro. Erstmals werden mit dem neuen System schließlich auch Streamingproduktionen gefördert.

Allgemein wird dadurch mit einem Anspringen der Filmproduktion in Österreich gerechnet. Vorsichtig optimistisch gestimmt für 2023 ist Filmproduzent John Lüftner.

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John Lüftner gehört zusammen mit David Schalko die Wiener Produktionsfirma Superfilm. Für 2023 kommt aus diesem Hause unter anderem die Serie "Kafka".

Kommt 2023 der große österreichische Film- und Serienboom? Welche Auswirkungen hat die Krise auf Produktionen der Superfilm? Welche Trends sehen Sie im österreichischen TV und Streaming für 2023?

John Lüftner antwortet auf alle diese Fragen mit einer Antwort:

"Beschweren kann man sich nicht allen Ernstes. Aber für einen regelrechten Boom wird es wohl noch ein bisschen brauchen. Die jetzt deutlich höhere Förderquote wird durch die unvermeidlichen Teuerungen, aber auch durch die Überhitzung des Marktes fast schon wieder ausgeglichen. Für die nächsten Jahre haben wir außerdem ein strukturelles Problem zu bewältigen. Zu wenig qualifiziertes Personal und schwache Infrastruktur, z. B. Studios und Technik. Aber das sind Sorgen, die sich lösen lassen werden. Immer noch ein Thema ist Corona. Wir können Personenausfälle wegen Covid-19 auf absehbare Zeit immer noch nicht versichern, und der Ausfallszuschuss, bewährt seit Ausbruch der Pandemie mit Lockdown 1, soll wohl nicht verlängert werden. Damit wäre nach unseren aktuellen Informationen ab 1. 1. 2023 mal wieder Schluss mit lustig. Inhaltlich glaube ich, dass weiterhin der ORF der wesentlichste Partner ist und bleiben wird, und was man zu dessen Finanzierungsproblemen hört, macht sicher die größten Sorgen. Die internationalen Streamergiganten werden uns hier in Österreich auch 2023 nicht unaufhaltsam die Tür einrennen." (Doris Priesching, 31.12.2022)