Autorin, Regisseurin und Produzentin Sabine Derflinger.

Foto: Petro Domenigg | FILMSTILLS.AT Vienna 2015

Mit einiger Verzögerung erreichte #MeToo im Juni 2022 auch Österreichs Kulturbranche. Auf Initiative der Regisseurin Katharina Mückstein meldeten sich zahllose Betroffene von Sexismus, Rassismus und Übergriffen in der Kulturbranche zu Wort. Die Regisseurin Sabine Derflinger sieht darin einen guten Anfang. Man sei sich der Problematik bewusst und toleriere die Sache nicht mehr. Sie selbst will vermehrt mit Leuten aus der Branche sprechen und betroffene Frauen unterstützen.

Sabine Derflinger feiert Erfolge mit Filmen und Serien, zuletzt mit "Alice Schwarzer" und "Die Dohnal". 2023 kommt von ihr unter anderem der "Tatort: Bauernsterben" aus Österreich.

Die Etat-Prognose 2023: Was Medienmenschen erwarten

DER STANDARD bittet zum Jahreswechsel Medienmenschen um ihre Prognose, was die Branche im Jahr 2023 erwartet.

2022 erreichte #MeToo im Film auch Österreich. Wie geht es 2023 weiter?

"Ich halte es für eine Errungenschaft, dass auch von öffentlicher Seite, wie beispielsweise des österreichischen Filminstituts, vorgegeben wird, dass Produzentinnen sich verpflichten, Produktionsbedingungen einzuhalten, die sexuelle Übergriffe ausschließen, bzw. sich zu verpflichten, im Falle von Grenzüberschreitungen konsequent Maßnahmen umzusetzen. Das heißt nicht, dass sich von heute auf morgen alles ändert, aber das ist mal ein guter Anfang. Wir sind uns der Problematik bewusst und tolerieren die Sache nicht mehr, im Sinne von: Das ist halt so."

Was werden Sie aktiv tun, um zum weiteren Aufbruch der Schweigekultur beizutragen?

"Mich vermehrt mit KollegInnen austauschen, über konkrete Probleme sprechen, alle Frauen, die es betrifft, unterstützen. Es ist ja noch mal ein großer Unterschied zwischen einem theoretischen Anliegen und der praktischen Umsetzung."

Wird die Branche aus den Veröffentlichungen des vergangenen Jahres lernen?

"Es gibt nach wie vor Menschen in der Branche, die Übergriffe als Kavaliersdelikte sehen, oft sind Grenzen nicht klar, wird mit Humorlosigkeit argumentiert, wenn's darum geht, Dinge beim Namen zu nennen. Und dann gibt's halt noch das Problem, wenn Menschen Übergriffe vorgeworfen werden, die von anderen als beste Freunde bezeichnet werden, und man das halt nicht wahrhaben will. Also das Ganze ist ein längerer Prozess." (Doris Priesching, 1.1.2023)