Anja Reschke in "Reschke Fernsehen" über die mutmaßlichen Missbrauchsvorwürfe gegen Julian Reichelt.

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Am Donnerstag war in der ARD die zweite Ausgabe von Anja Reschkes neuer Recherche-Show "Reschke Fernsehen" zu sehen, diesmal ging es um die Missbrauchsvorwürfe gegen Ex-"Bild"-Chef Julian Reichelt.

'Bumsen, belügen, wegwerfen" lautet der Titel der Sendung, Reschke erklärt zunächst die MeToo-Bewegung und bringt Beispiele, was ein Chef gegenüber einer Mitarbeiterin darf – und was nicht. Und sie stellt die Frage: "Wie einvernehmlich ist eine Beziehung, wenn einer die Macht hat, den anderen zu feuern. Das nennt man Machtmissbrauch."

Danach geht es in die "Tiefenbohrung", so Reschke, und sie arbeitet die Vorwürfe gegen Reichelt detailreich auf. Aber nicht nur das: "Nach Informationen des NDR hat der mutmaßliche Machtmissbrauch durch den ehemaligen 'Bild'-Chefredakteur Julian Reichelt deutlich größere Ausmaße als bislang bekannt", so der NDR in einer Aussendung. So hätten ARD-Reporterinnen Kontakt zu 13 Frauen, die den Schilderungen zufolge Anmachen, Affären und berufliche Auswirkungen erlebt hätten.

Ex-"Bild"-Mitarbeiterinnen erzählen

Eine ehemalige Mitarbeiterin in der Sendung berichtet etwa darüber, "wie Julian Reichelt sie zu einem Treffen" gedrängt habe. "Irgendwann habe ich eingewilligt. Es kam zum Sex." Er habe sie nicht gezwungen, "aber sie habe aus Angst vor Konsequenzen im Job" nicht Nein sagen können. "Die schlimmste Entscheidung meines Lebens", so die damalige Mitarbeitern laut dem NDR.

"Der interne Bericht von Springer, für den der Verlag im Zuge der Aufklärung die Kanzlei Freshfields beauftragt hatte, unterstreicht die Aussagen", so der NDR. So heißt es in einem bisher unbekannten Dokument, dass eine Frau "eindrücklich und glaubhaft" von ihrer Beziehung zum "Bild"-Chefredakteur berichtet habe, so der Sender.

Reichelt: Vorwürfe "unwahr" und "Teil einer Verleumdungskampagne"

Andere Frauen berichten in "Reschke Fernsehen", wie sie berufliche Nachteile durch ihre Aussagen im Rahmen der Aufklärung bei Springer erleben mussten. Und mehrere Betroffene schildern, wie vertrauliche Informationen aus dem Compliance-Verfahren bei Julian Reichelt landeten. Julian Reichelt äußerte sich laut NDR dazu schriftlich über seinen Anwalt, er weist die Vorwürfe als "unwahr" zurück, sie seien "Teil einer Verleumdungskampagne", wie Reschke in der Sendung vorliest.

Nur eine ehemalige Mitarbeiterin habe rechtliche Schritte gegen Springer eingeleitet, so der NDR, sie reichte im Sommer 2022 Klage in Los Angeles ein. Das Verfahren sei noch vor Eröffnung eines etwaigen Prozesses eingestellt worden. Nach Informationen von "Reschke Fernsehen" erhielt die Frau eine Geldzahlung und schloss eine Vereinbarung mit Springer, nicht mehr über den Fall zu sprechen. (red, 17.2.2023)