"Emily in Paris" mit Lily Collins ist das perfekte Urlaubsprogramm.

Foto: Stephanie Branchu, Netflix

Schulbeginn nächste Woche? Wie, was, wann, wo? Eben war doch erst Zeugnisvergabe! Um halb neun Uhr am Abend ist es – zumindest in Wien – finster und im Schanigarten saukalt. Und in gut 16 Wochen ist Weihnachten! Es besteht kein Zweifel: Späturlaubspanik greift um sich. Ein Rezept dagegen: Sich mit Serien die Urlaubsstimmung zurückholen. DER STANDARD hat die unschlagbare Rezeptur gegen Endurlaubspanik. Mit diesen Serien holen Sie sich den Urlaub zurück. Drei Fragen zum Thema Serien für die letzten Tage der Ferien im Rundruf in der STANDARD-Redaktion:

Welche Serie bringt dir die Urlaubsstimmung zurück?

Alexander Amon, Web: Tatsächlich habe ich ein paar Jahre lang "The Walking Dead" immer zu den Weihnachtsfeiertagen gebingewatcht, weshalb ich damit eigentlich eine coole, entspannte Zeit verbinde. Auch wenn die Serie über die Jahre verloren hat, ich kuschel mich immer noch gern unter die Decke, wenn ein paar Zombies zu dem bekannten Theme über den Bildschirm huschen.

Doris Priesching, Etat: Bei mir ist das "Grace and Frankie", ich liebe dieses Strandhaus und möchte dort sofort auch Yoga machen oder schamanische Tänze vorführen, Strandspaziergänge, vor dem "Ofen" sitzen, ha ha – wochenlang. In der Show heißt es zwar, dass das Strandhaus in La Jolla, San Diego liegt, die Außenaufnahmen wurden am Broad Beach in Malibu gedreht. Das Haus wurde von dem Architekten Steve Giannetti entworfen, 2003 gebaut.

Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz

Daniela Rom, Chefin vom Dienst: Ich habe über die Frage, welche Serie mich in Urlaubsstimmung bringt, relativ lange nachdenken müssen, weil ich mir erst überlegt habe, was denn für mich Urlaubsstimmung eigentlich überhaupt heißt. Und das heißt für mich, entspannt zu sein. Und dementsprechend habe ich nachgedacht, was ich mir eigentlich gern anschaue, um zu chillen oder runterzukommen. Und da schaue ich am liebsten Architektur- und Essensserien. Ob das jetzt Starköche sind, denen ich beim Kochen zuschauen kann, oder ob das spektakuläre Häuser oder Inneneinrichtungen auf dieser Welt sind.

Michael Steingruber, Rondo: Mir bringt "Big Little Lies" den Urlaub zurück. Man sieht die kalifornische Küste in sattem Grün und sanften Blautönen. Die Wellen schlagen gegen die Küste, und ein Auto fährt die Straße entlang. Die Serie spielt in Monterey, und vor allem diese Anfangssequenz gemeinsam mit dem tollen, wirklich großartigen Soundtrack machte mir totale Lust auf einen Roadtrip an der kalifornischen Küste.

Gianluca Wallisch, Außenpolitik: Mütterlicherseits bin ich Italiener, väterlicherseits Österreicher – aber insgeheim schlägt mein Herz doch sehr stark für die britischen Inseln – Brexit hin, Brexit her. Seit einem mehrwöchigen Aufenthalt vor vielen Jahren bin ich vor allem Schottland verfallen, das ist und bleibt der ultimative Sehnsuchtsort für mich. Je einsamer, je weiter weg von allem, je ausgesetzter, je naturverbundener, desto besser. Daher ist es wohl kein Wunder, dass ich – wenn von Urlaubsstimmung die Rede ist – die britische Serie "Mord auf Shetland" empfehle. Natürlich nicht nur wegen der cleveren Geschichten, die auf den Krimis von Ann Cleeves basieren, sondern vor allem wegen der "Filming Locations": raue, traumhafte Landschaften ohne Ende, mit ganz weitem Horizont. Und wem der schottische Akzent doch zu weit weg vom Schul-Britischen ist, kann ja immer noch die englischen Untertitel einschalten (ich tu’s auch).

Welchen Serienort möchtest du gern besuchen?

Alexander Amon: Es gibt sicher total spektakuläre Orte, die in Serien gezeigt werden, aber ich bin da total bescheiden und würd mich tatsächlich in die Welt von "Ted Lasso" wünschen. Erstens mag ich Fußball, und in dieser Welt ist jeder so nett – das finde ich gerade in der aktuellen Zeit total erfrischend. Wohl ein wichtiger Punkt, warum die Serie so erfolgreich ist.

Apple TV

Anne Feldkamp, Lifestyle: Die Serie "Emily in Paris" finde ich zwar einigermaßen dämlich, geschaut habe ich sie aber trotzdem. Und tatsächlich bin ich dann, nachdem ich die Serie im letzten Dezember mir angesehen habe, kurz danach nach Paris gereist, um mir die vielen anderen Seiten der französischen Hauptstadt anzusehen.

Doris Priesching: Ich würde das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden und zum Setplace von "The White Lotus" reisen, diese geniale HBO-Serie über den Urlaubswahnsinn in einem Superluxushotel. Die Serie – bitte alle anschauen, die sich so einen Urlaub nicht leisten können –, also diese Serie spielt in einem Four Seasons auf Maui. Staffel zwei ist übrigens auch schon angekündigt, sie soll wieder in einem Four Seasons spielen, aber dieses Mal in Sizilien. Das Hotel gibt es wieder, es ist in Sizilien in Taormina, ich habe Fotos gesehen, es ist unglaublich. Total dekadent, sorry, da werde ich schwach.

Daniela Rom: Wenn ich mir überlege, welche Serienorte ich unbedingt einmal sehen möchte, dann bleibt mir einfach wirklich nur die Tardis aus "Dr. Who" übrig. Der Polizeinotrufkasten, mit dem der Doktor in der Gegend und in der Zeit herumfährt, ist der perfekte Ort. Und außerdem ist es drinnen größer als draußen, und das ist einfach großartig.

Michael Steingruber: Mich zieht's nach Palm Springs, in das "Trixie Motel". Das ist das Hotel einer Dragqueen. Sie hat ein Reality-TV-Format gemacht, wo sie die Renovierung dieses Hotels begleitet und nach Monaten der Arbeit dieses ein bisschen schäbige Haus zu einem Barbie-Traum verwandelt. Es ist alles total lustig und absurd, und auch wenn die Preise bei 500 US-Dollar pro Nacht für ein Motel sehr hoch liegen, würde ich da gern mal absteigen.

discovery plus

Gianluca Wallisch: Namentlich die Grafschaft Dorset ist mein Reise-Geheimtipp. Die ist auch von Österreich aus schnell und leicht zu erreichen: nach der Fähre oder dem Tunnel einfach einmal links abbiegen und dann immer geradeaus. Irgendwann auf dem Weg Richtung Cornwall kommt man in die Gegend zwischen Southampton und Exeter. Kilometerlange Sandstrände, überragt von weißen Felsklippen, grünen Wiesen … eine traumhafte Gegend. In der allerdings auch Mord und Totschlag passieren, wie etwa in der Serie "Broadchurch". Die ist zwar schon lange nicht mehr neu, aber immer noch ein cooler Serientipp; nicht zuletzt wegen besagter Location, aber auch wegen der Besetzung mit Olivia Colman ("The Crown") und David Tennant ("Dr. Who").

Welche Serie empfiehlst du für Bingewatching, bevor der Sommer vorbei ist?

Alexander Amon: "For All Mankind" habe ich vor ein paar Jahren schon einmal angefangen, bin aber nicht drangeblieben. Da die Serie aber noch immer viel Lob bekommt und ich eigentlich großer Sci-Fi-Fan bin, wäre das wohl mein erster Pick, wenn ich einmal viel Zeit am Stück haben sollte. MIt kleinem Kind im Haushalt leider sehr schwierig, aber vielleicht nehme ich mir mal einen Urlaubstag unter der Woche, wenn der Kleine im Kindergarten ist. Ich sag dann Bescheid, ob es sich gelohnt hat.

Anne Feldkamp: Sollte es in diesen letzten Sommertagen tatsächlich noch mal schlechtes Wetter geben, würde ich mir tatsächlich ein zweites Mal die Serie "Bridgerton" ansehen. Einfach noch einmal so ein bisschen mitschmachten.

Netflix

Doris Priesching: Ich muss unbedingt "The Girl from Plainville" schauen. Eine wahre Geschichte über Michelle Carter, die angeklagt wurde wegen Anstiftung zum Suizid per Textnachricht. Chloe Sevigny spielt mit, und ich kann nichts auslassen. Weiters werde ich mir garantiert auch die zweite Staffel von "Gentleman Jack" am Stück reinziehen. Ich kann mich an Anne Lister, der forschen lesbischen Gutsfrau, nicht satt sehen. Und Musikdokus: Ich habe noch immer nicht gesehen "Summer of Soul", "Pam & Tommy" und die Serie über die Sex Pistols.

Michael Steingruber: Ich könnte mir vorstellen, einen Rewatch von "Game of Thrones" zu machen, in Vorbereitung auf die neue HBO-Serie "House of the Dragon". Wobei ich nicht ganz sicher bin, ob ich mir die achte Staffel noch mal anschauen würde. Die war ja wirklich nicht besonders gut, und ich hoffe, dass es beim Prequel besser läuft.

Gianluca Wallisch: Sehr wohl an Großbritannien, aber definitiv nicht an Idylle denkt man bei meinem Regenwetter-Streaming-Tipp "Peaky Blinders". Vor wenigen Wochen ging nach neun Jahren Laufzeit – und einer Corona-Pause, so wie bei vielen anderen Produktionen auch – die sechste und letzte Staffel online. Wenngleich nur 200 Kilometer nördlich der südenglischen Idylle von Broadchurch gelegen, das in Wirklichkeit West Bay heißt, vermittelt das Birmingham der 1920er-Jahre vor allem graukalte Tristesse – ein fetter Nährboden für Machthunger, Gewalt und Gier. Das Habitat des Shelby-Clans, ein Muss auf jeder Streaming-Liste für verregnete Urlaubstage. Und wenn – was ich allen wünsche – das Schlechtwetter im Urlaub nicht lang genug dauert, dann kann man sich den Rest der Serie immer noch in den langen Herbst- und Winterwochen reinziehen. (Doris Priesching, 31.8.2022)