Unbekannte Flugobjekte sorgen nicht erst seit den aktuellen Zwischenfällen in den USA und Kanada für Aufregung. Schon vor den jüngsten Abschüssen mehrerer mysteriöser Objekte wurden Ufo-Sichtungen in den USA von offizieller Seite behandelt. Anders als in der Vergangenheit setzt man dabei seit einigen Jahren nicht ausschließlich auf strikte Geheimhaltung. Und nicht nur das Militär widmet sich der Aufklärung von Ufo-Sichtungen, seit kurzem beschäftigt sich auch die US-Weltraumbehörde Nasa aus wissenschaftlicher Perspektive damit. Dass es durchaus erheblichen Forschungsbedarf zu diesem lange als unseriös geltenden Thema gibt, zeigten Veröffentlichungen mehrerer Geheimdienstberichte in den vergangenen Jahren.

Aufnahme eines "nicht identifizierten Luftphänomens" vom 28. April 2020 aus dem Cockpit eines US-Navy-Piloten.
Foto: APA/AFP/DoD/HANDOUT

So wurde 2021 ein Bericht freigegeben, der mehr als 140 Ufo-Sichtungen durch das US-Militär dokumentierte. Im Vorjahr folgte im US-Repräsentantenhaus die erste Anhörung seit mehr als 50 Jahren zum Thema Ufos beziehungsweise UAPs (Unidentified Aerial Phenomena), wie der vom US-Militär genutzte Begriff lautet. Ein neuer Zwischenbericht, der Anfang dieses Jahres an die Öffentlichkeit gelangte, thematisierte gleich 247 neue Sichtungen seit März 2021 und 119 ältere Ereignisse, die zuvor noch nicht ausgewertet worden waren.

Keine Aliens

Eines vorweg: Hinweise auf außerirdische Besucher gab es dabei nicht. Etliche zunächst rätselhafte Beobachtungen entpuppten sich dafür bei näherer Untersuchung als eher profan: Müll und Trugbilder steckten hinter zunächst mysteriösen Sichtungen. Doch auch Spionagetechnologien anderer Nationen wurden immer wieder identifiziert. Mehrere Vorfälle aus den vergangenen Jahren wurden offiziell chinesischen Spionagedrohnen zugeschrieben, auch von anderen, nicht näher genannten Staaten war die Rede. Die Entdeckung feindlicher Drohnen soll in den vergangenen Jahren zugenommen haben, Details dazu sind aber nicht bekannt.

Im Pentagon kümmert sich das "All-Domain Anomaly Resolution Office" unter anderem um Ufo-Sichtungen.
Foto: AP/Patrick Semansky

Kriegsbedingt steigende Sichtungen

Einen Großteil der Analysen zu "nicht identifizierten Luftphänomenen" (UAPs) hält das US-Verteidigungsministerium nach wie vor unter Verschluss, die Meldungen über Sichtungen nehmen indes zu. Um diese aufzuarbeiten, wurde im Vorjahr im Pentagon eine eigene Behörde gebildet, das "All-Domain Anomaly Resolution Office". Dort werden nicht nur Ufo-Beobachtungen untersucht, sondern auch rätselhafte Phänomene im Weltraum oder in den Ozeanen, die sicherheitsrelevant sein könnten.

Wenig überraschend häufen sich – kriegsbedingt – auch in einigen anderen Staaten die Beobachtungen unbekannter Flugobjekte. In der Ukraine haben Astronomen zahlreiche ungewöhnliche Beobachtungen dokumentiert, was angesichts des russischen Angriffskriegs auf das Land nicht verwundert: Drohnen, Militärflugzeuge, Artilleriewaffen und Satelliten sind alltäglich im Einsatz.

Ruhiger Luftraum

In Österreich gibt es dagegen keinerlei ernstzunehmenden Ufo-Sichtungen oder Hinweise auf ungewöhnliche Vorgänge im Luftraum, sagt Andreas Kramer, Referent für Luftraumüberwachung im Verteidigungsministerium, zum STANDARD. "Aus Sicht der Luftraumüberwachung kann ich sagen, dass es keine unerklärlichen Vorfälle gab, weder aktuell noch in der Vergangenheit." Der österreichische Luftraum werde sehr dicht beflogen und mit Radarsensoren gut überwacht. "Da kann man davon ausgehen, dass da nichts passiert, ohne dass wir es sehen", sagt Kramer.

Wie würde das Bundesheer reagieren, wenn ein unbekanntes Flugobjekt im österreichischen Luftraum auftaucht? "Wir würden Abfangjäger raufschicken und uns das näher anschauen", sagt Kramer. "Bei Gefahr kommt ein Abschuss in Betracht, aber das würde man nur im Notfall machen – das kommt ja auch irgendwo wieder runter."

Ballon auf Abwegen

Einen zunächst seltsamen Vorfall mit einem Ballon habe es vor einiger Zeit gegeben, doch auch dieser entpuppte sich als harmlos: "Das war ein Kunstprojekt, das sich selbstständig gemacht hat und dann in höhere Lufträume aufgestiegen ist. Das mussten wir mit den Eurofightern begleiten, weil es auf dem Radar nicht sichtbar war und eine Gefährdung für die Zivilluftfahrt dargestellt hat." Ein Abschuss sei zwar erwogen worden, aber aufgrund des dicht besiedelten Gebiets nicht erfolgt – der Ballon flog weiter Richtung Slowenien.

Auch im deutschen Verteidigungsministerium sind keine ernstzunehmenden Fälle von Ufo-Sichtungen bekannt, wie ein Sprecher im Vorjahr zum STANDARD sagte. Die Veröffentlichungen aus den USA und die Studien der Nasa zum Thema würde man grundsätzlich nicht kommentieren.

Die Nasa, die ihr Ufo-Forschungsprojekt unter der Leitung des Astrophysikers David Spergel im Herbst begonnen hat, setzt dagegen auf volle Transparenz: Alle Ergebnisse sollen öffentlich zugänglich gemacht werden. Noch liegen aber keine Resultate vor. Ziel ist laut Spergel zunächst, verfügbare und brauchbare Daten zu identifizieren und Wege zu finden, wie derartige Phänomene künftig besser wissenschaftlich untersucht werden können. (David Rennert, 13.2.2023)