So eine Glaskuppel mit Schutzhaut kennt man aus Filmen als Mars-Behausung.

Foto: Sascha Aumüller

Die braunen Samtvorhänge und die Terrasse vor der Kuppel deuten dann doch darauf hin, dass man nicht am Mars gelandet ist.

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Egal, Hauptsache das Camps wurde so angelegt, dass man die Aussicht auf die jordanische Wüste genießen kann...

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...und das Echo, das sich durch die Lage an den Steilwänden ergibt.

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Tatsächlich beginnt der geschützte Bereich des Wadi Rum gleich hinter der Unterkunft.

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In der Umgebung gibt es versteckte Quellen zu entdecken, die kleine Oasen bilden.

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Auf dem Mars gibt es gemütliche Hängesessel aus Korbgeflecht, Bettvorleger aus Kamelhaar und dicke braune Samtvorhänge, die Raumfahrer zuziehen können, wenn sie in der Früh länger schlafen wollen. Derlei Nebensächlichkeiten fallen Leuten auf, die gerne Filme wie Ridley Scotts "Der Marsianer" anschauen und dann nicht zum Mars, sondern in ein Zeltlager im Süden Jordaniens reisen. Spätestens seit Peter O'Toole 1963 als "Lawrence von Arabien" durch das jordanische Wadi Rum ritt, ist die Wüstenlandschaft Filmlocation für alle möglichen Gegenden der Erde und auch für die unmöglichen jenseits von ihr gewesen.

Futuristische Glaskuppeln

Als "Marsrover" reicht in Jordanien ein Mittelklassewagen, denn die Zufahrt auf der vermeintlichen Marsoberfläche ist bis zur Unterkunft tadellos. Schon von weitem sieht man die futuristischen Glaskuppeln, die von einer weißen Plastikhaut gegen Meteoriteneinschläge (?), nein, wohl eher gegen Sandstürme geschützt werden. Derlei Camps sind in den vergangenen Jahren wie Schwammerln aus dem jordanischen Wüstenboden geschossen, doch nicht für alle Standorte ist der Luxuszelt-Zuschlag gerechtfertigt. Durch manche Fensterfront blickt man nur auf staubige Straßen, bei anderen verglasten Iglus gerät lediglich die Nachbarbehausung ins Blickfeld, so eng stehen die kostspieligen Kuppeln oft nebeneinander. Ganz anders im Hasan Zawaideh Camp, wo tatsächlich Weite und Ruhe erfahren werden können.

Wüste, Wände und Echo

Das Camp der fünf Zawaideh-Brüder liegt bereits an der Grenze zu jenem geschützten Gebiet des Wadis, das nicht bebaut werden darf. Vor den Glaskuppeln der vordersten Reihe erstreckt sich daher wirklich nur die Wüste, links wie rechts davon erheben sich Felswände mit beeindruckendem Echo, und keine Lichtverschmutzung durch andere Camps trübt in der Nacht das Vergnügen, die Milchstraße über einem zu begaffen – vorausgesetzt natürlich, der Fensterputzer war vorher zugange.

Abendessen aus dem Erdloch

Die Zawaidehs sind großartige Gastgeber, die die Gegend wie ihre Westentasche kennen. In großen Gemeinschaftszelten laden sie manchmal zu einem traditionellen Abendessen, das vorher stundenlang in einem Erdloch geschmort wurde. Wer will, kann am nächsten Morgen mit anderen Leuten aus dem Camp zur Jeep- oder Kameltour in die Tiefen des Wadis aufbrechen. Auch für Wanderer und Kletterer, die auf eigene Faust gleich von der Unterkunft wegspazieren wollen, haben die Zawaidehs immer gute Empfehlungen parat. Schade wäre es trotzdem, nur in der näheren Umgebung der Marsianerbuden zu bleiben und bloß einen kleinen Teil der kontrastreichen Landschaften zu erkunden.

Quelle des Aufstands

Wenigstens bis zu der kleinen Oase am Eingang des Schutzgebiets sollte man sich bemühen, um über jene Quelle zu staunen, die sich seit ewigen Zeiten aus einer Felswand ergießt und im Weltnaturerbe Wadi Rum eine natürliche Tränke für die Kamele bildet. Thomas Edward Lawrence, der reale "Lawrence von Arabien", soll diesen Ort für einige Zeit als Lager benutzt und vor hier aus den Aufstand gegen die Türken organisiert haben. In der Fiction wäre das wohl der geeignete Ort, an dem ein Filmheld Wasser auf dem Mars entdeckt. (Sascha Aumüller, 29.1.2023)