Die Kathedrale Monte Grisa wurde zwischen 1963 und 1965 gebaut und 1966 eingeweiht.

Foto: Karin Cerny

Architekt Antonio Guacci hat das Dreiecksmotiv auch konsequent in den luftigen Innenräumen durchgezogen.

Foto: Karin Cerny

Rozzol Melara ist ein ganzer Stadtteil von Triest, gelegen auf einer Anhöhe östlich des Stadtzentrums.

Foto: Karin Cerny

Der soziale Wohnkomplex, der sich an Le Corbusier orientiert, ist im Unterschied zu ähnlichen Anlagen gut in Schuss.

Foto: Karin Cerny

Von der Anlage hat man schöne Ausblicke, aber man fühlt sich ob der schieren Größe ein wenig verloren.

Foto: Karin Cerny

Von unten wirkt es, als wäre auf einem Berg eine Pyramide errichtet worden. Nur die Spitze scheint abgebrochen zu sein. Die gewaltige Stahlbeton-Kathedrale Monte Grisa von 1966 ist ein surreales Monument, das man schon aus der Entfernung sieht. Die Triester nennen die Wallfahrtskirche gern "formaggino", also Käseecke.

Obwohl der 42er-Bus direkt hinfährt und durch ein schönes, waldiges Gebiet gondelt, hält sich die Zahl der Touristen in Grenzen. Nach Triest reist man wegen des guten Essens, der alten Badeanstalten und der Jahrhundertwende-Architektur. Dabei hat die Hafenstadt zwei der imposantesten brutalistischen Bauten Europas zu bieten.

Bischöfliches Versprechen

Die Aussicht von der Monte Grisa ist famos, man erkennt, wie sich Triest malerisch in die Bucht schmiegt, an heißen Sommertagen weht eine erfrischende Brise. Hinter dem Bau der Wallfahrtskirche steht ein Gelübde. Bischof Antonio Santin versprach zum Ende des Zweiten Weltkriegs, dass er eine Kirche errichten werde, wenn Triest vor einer Zerstörung bewahrt bliebe. So ist Monte Grisa entstanden, das Dreiecksmotiv zieht sich konsequent in den luftigen Innenräumen durch, es heißt, Architekt Antonio Guacci habe mit der Struktur den Buchstaben M als Symbol der Jungfrau Maria andeuten wollen.

Sozialer Wohnbau und Utopie

Aber Monte Grisa ist nicht die einzige aberwitzige Architektur in der Hafenstadt. Eine weitere ist Rozzol Melara, ein riesiger Komplex und ganzer Stadtteil, der für Wohnungen genutzt wird, die auf massiven Betonpfeilern stehen, um den Niveauunterschied des Bodens auszugleichen. Man merkt, dass die Anlage aus den 1970er-Jahren bessere Zeiten gesehen hat, trotzdem ist der Sozialkomplex, der sich an Le Corbusier orientiert, vergleichsweise gut in Schuss. Man fühlt sich sicher, wenn man ihn als Reisender besucht – zumindest tagsüber.

Viele dieser Betonanlagen stehen für gescheiterte Utopien, der bekannteste Komplex, Vele di Scampia in einem Vorort von Neapel, ist bereits weitgehend abgerissen, von den ursprünglich sieben Gebäuden soll nur eines stehenbleiben. In Rozzol Melara in Triest fühlt man sich zwar auch ein wenig verloren, aber vielleicht versteht eine junge Generation diesen Wohnungen mit Blick aufs Meer wieder neues Leben einzuhauchen. (Karin Cerny, 27.2.2023)